Begabungs- und Begabtenförderung
Die Begabungs- und Begabtenförderung gehört zum Grundauftrag der Volksschule. Kinder und Jugendliche erhalten im Unterricht der Regelklasse sowie mit besonderen Massnahmen und Angeboten die Chance, ihr motorisches, intellektuelles, emotionales und soziales Potenzial weiterzuentwickeln. Eine integrative Begabungs- und Begabtenförderung kommt allen Kindern und Jugendlichen zugute.
Begabungsförderung erfolgt im Unterricht der Regelschule mit Ressourcen aus den Ressourcenkontingenten. Ab der 4. Klasse Primarschule führen Schulen am Schulstandort oder in der Region mit anderen Schulen zusammen Gruppenangebote für Begabte. Hochmotivierte, hochbegabte und gut organisierte Kinder und Jugendliche können sich mit der Empfehlung der Klassen- oder Fachlehrperson für fachspezifische Ateliers an zentralen Standorten im Kanton bewerben. Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen können eine Klasse überspringen. Das kann besonders im Kindergarten und in der 1./2. Klasse angezeigt sein.
Mehrstufiges Förderkonzept
Die Begabungsförderung in der Klasse kann mit Förderangeboten an der Regelschule erweitert werden. Darüber hinaus ist es möglich, dass besonders begabte Kinder und Jugendliche sich für ein Gruppenangebot für Begabte in der Schule, in der Region oder im Kanton bewerben.
Differenzierte Förderung im Klassenunterricht
Alle Kinder und Jugendliche erhalten mit individualisierenden Unterrichtsformen im Klassenunterricht Gelegenheit, die Unterrichtsinhalte der Klasse mit persönlichen Fragestellungen zu vertiefen und zu erweitern. Sie werden dabei von der Klassenlehrperson begleitet, herausgefordert und gefördert.
Lehrplaninhalte verdichten, Inhalte vertiefen und erweitern
Interessierte und motivierte Schülerinnen und Schüler lernen schneller und brauchen oft weniger Repetition und Übungsanlässe. Sie arbeiten an Kleinprojekten begleitend/parallel zum Klassenunterricht. Sie werden dabei von Lehrpersonen zielgerichtet unterstützt. Auf der Oberstufe wird der Regelunterricht zusätzlich mit dem Wahlfachangebot angereichert. Das Angebot der Musikschulen und der Sportvereine ergänzt diese Angebotspalette.
Begabte zeitgleich ausserhalb der Regelklasse fördern
Sind die begabungsfördernden Massnahmen auf der Klassenebene ausgeschöpft, sind folgende Massnahmen zu prüfen:
- Zusätzliche Einzelförderung begleitend zum Regelklassenunterricht
- Besuch von Gruppenangeboten für Begabte an der Schule oder in der Region, oder von Gruppenangeboten im Kanton
Überspringen einer Klasse
Das Überspringen einer Jahrgangsklasse wird dann in Erwägung gezogen, wenn Lehrpersonen und Eltern grosses Engagement, Neugier und einen verhältnismässig grossen Lernvorsprung gegenüber den Klassenzielen bei Schülerinnen und Schülern beobachten.
Kann die Schülerin, der Schüler in der Klasse gefördert werden (z.B. durch zusätzliche Lernaufträge und Binnendifferenzierung) und fühlt sich die Schülerin, der Schüler in der Klasse und mit dieser Art der Förderung wohl, so ist ein Überspringen nicht nötig.
Überspringen kann dann eine sinnvolle Möglichkeit sein, wenn die Schülerin, der Schüler trotz individueller Förderung unterfordert ist und die Lernmotivation leidet. Liegen günstige Rahmenbedingungen vor und wird das Überspringen gut vorbereitet, zeigt die (frühe) Akzeleration positive Auswirkungen auf die schulische Leistung und in der Regel keine Auswirkungen auf die soziale und emotionale Entwicklung.
Günstige Rahmenbedingungen
- Die Prognosen für das Überspringen sind entscheidend: Eine spätere Remotion muss ausgeschlossen werden können.
- Die Fähigkeiten der Schülerin, des Schülers sind überdurchschnittlich ausgeprägt. Diese zeigen sich in mehreren Fächern.
- Die Schülerin, der Schüler zeigt ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen und eine hohe Motivation.
- Die Schülerin, der Schüler hat eine Frustrationstoleranz, insbesondere wenn sich die Leistungen nicht sofort wie erwartet einstellen.
- Die Schülerin, der Schüler ist sozial kompetent, sie/er kann mit Lehrpersonen und Klasse Beziehungen loslassen und neue knüpfen.
- Wirkt die Schülerin, der Schüler sozial‐emotional unreif, ist zu klären, ob diese Unreife altersentsprechend normal ist und ob bzw. wie dieses optimal gefördert und begleitet werden kann.
- Sowohl abgebende wie auch aufnehmende Lehrpersonen stehen dem Überspringen positiv gegenüber.
- Es braucht eine Vorbereitung in der abgebenden Jahrgangsklasse, eine vorbereitende Arbeit zur Integration mit der aufnehmenden Klasse sowie begleitende Massnahmen durch die aufnehmende Lehrperson z.B. bei der Aufarbeitung allfälliger Lücken.
- Empfehlenswert ist ein Standortgespräch (z.B. nach einem Vierteljahr) von abgebender und aufnehmender Lehrperson mit den Eltern und der Schülerin, dem Schüler.